Meine Trauer-Impulse

Gedanken und Artikel zum Thema Trauer


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Fahne im Wind an der Küste

Geht das Leben nach dem Tod weiter?

Neulich sagte eine Klientin zu mir: „Ich gehe sehr gerne mit meinen Enkeln auf den Friedhof zum Grab meines Mannes. Meine Enkel haben einen so leichten Umgang mit dem Tod ihres Opas. Sie schicken eine Kusshand in den Himmel und wünschen lautstark ihrem Opa alles Gute zum Geburtstag und sind sich sicher, dass er auf einer Wolke sitzt und herunter blickt. Gerne würde ich auch so unbeschwert mit dem Tod meines Mannes umgehen können und ein festes Bild davon haben, dass mein Mann im Himmel ist und von dort aus zuschaut.“
Für eine andere Frau, mit der ich vor einiger Zeit sprach, stellte sich das Bild ganz anders dar: Für sie wären ihre Eltern seit deren Tod einfach tot. Es gäbe hier nichts zu zweifeln. Für sie gäbe es auch kein Leben nach dem Tod. Vielmehr müsse sie mit dem Verlust und Tod der beiden klar kommen.
Für mich sind beide, und eigentlich alle Vorstellungen, wie es nach dem Tod weiter geht, völlig in Ordnung. Jeder Mensch ist individuell und hat seine eigene, für ihn gültige Wirklichkeit und Vorstellungen.
In meinem Webinar vom 13.08.2024 beleuchtete ich diese Frage, was nach dem Tod kommen kann. Hier die Aufzeichnung vom ersten Teil des Webinars. 

Bild einer Rose im Fenster vom Kirchenmaler Sieger Köder

Sieger Köder 

Loslassen oder in Beziehung bleiben?

Sollen wir in Beziehung mit verstorbenen Menschen bleiben? Zu diesem Thema hatte ich vor kurzem ein Gespräch mit 2 Frauen. Die eine meinte, es wäre doch gut, die Toten in Ruhe zu lassen und den Tod zu akzeptieren. Die andere entgegnete, dass ihr der Verlust ihres Mannes so viel Schmerz zufügen würde, dass sie sich wünschen würde, ihn (wieder) spüren zu können.
Zwei Ansichten – keine der beiden Ansätze ich gut oder schlecht, besser oder schlechter. Es sind persönliche Ansichten und Umgangsformen mit Tod und Verlust, und beide sind für mich in Ordnung.
Aus meiner Erfahrung in der Begleitung von Menschen in Trauer und auch aus meiner persönlichen Erfahrung möchte ich meine persönliche Sichtweise darstellen: ich beobachte häufig, dass eine Beziehung zu einem verstorbenen Menschen gesucht wird bzw. gut tut. Es ist wohl gemerkt eine Beobachtung, aber auch meine Überzeugung geworden, dass wir über eine Beziehung zu Verstorbenen Heilung erfahren können.

Die Idee, dass wir trotz Tod verbunden sind - wie erleichternd kann das sein?! Doch wie geht das? Wie kann Beziehung zwischen toten Menschen und lebenden Menschen gestaltet werden?
Das Konzept des „Continuing Bonds“ entstand in den 1990er Jahren und wird von Seiten der Trauerforschung als eine sehr unterstützende Form der Trauerbewältigung verstanden.
In meinem Webinar vom 11.06.2024 referiere ich im ersten Teil über Continuing Bonds, also die Gestaltung bzw. Fortführung von Beziehung zu Verstorbenen. Hier die Aufzeichnung (vom ersten, inhaltlichen Teil).

Ein aus einem Holzstumpf herausgeschnitztes Herz

Humor in der Trauer

Neulich fragte mich eine Frau, ob es denn in Ordnung sei, dass sie neulich - trotz ihrer großer Trauer um ihren verstorbenen Mann - herzlich über einen Witz lachte.
Sie war sich so unsicher. Was würden die umstehenden Personen sagen, vor allem dann, wenn diese vom Tod ihres Mannes wüssten?
Und überhaupt: Wäre Lachen in Zeiten der Trauer nicht respektlos dem Verstorbenen gegenüber? Müsste sie nicht überwiegend traurig sein?
Meine Frage (an sie zurück) war: Was hätte dein Mann dir gesagt, wenn er dich beim Lachen gesehen hätte?
Ihre spontane Antwort: „Er hätte mir so sehr gewünscht, dass ich wieder Spaß im Leben hätte“
Interessant, oder? Lachen hätte ihr Mann ihr gewünscht. Leichtigkeit wäre der Wunsch an sie gewesen.
Dieser neue Gedanke hat sie gleich darauf sehr entspannt und „leicht“ gemacht (wie sie sagte)

Ich befürworte Humor in der Trauer noch aus einem anderen Grund:
Menschen in Trauer leben in einer Zeit voller Anstrengung und Anpassung an ein neues Leben. Angespanntheit ist die Folge. Und dieses Gefühl der Anspannung braucht irgendwo ein Ventil ….. warum nicht mal lachen?!? 🤗 Es tut so gut, es entlastet und befreit.
Trauer will, besser gesagt, die Gefühle darin wollen gelebt werden. Sie wollen, wie das Leben selbst, einen Ausdruck finden. Lachen ist eine Variante, neben Weinen, Schreien, Toben oder Wüten, etc.
Humor ist Teil der Trauer, und darf nicht verdrängt oder zeitlich verschoben werden. Denn Humor ist Leben. Und dieses Leben will sich - gerade und erst recht in Zeiten der Trauer - ausdrücken. 

Aufgeklappter, analoger Kompass

Mein innerer Kompass

In Zeiten der Trauer kann es sich anfühlen, als ob wir in einem dichten Nebel gefangen sind, ohne einen klaren Weg vor uns. Der Verlust kann uns oft die Orientierung rauben und uns in einem Gefühl der Einsamkeit zurücklassen. Gerade in diesen dunklen Momenten kann ein Kompass, der uns den Weg weist, von unschätzbarem Wert sein.
Dieser Kompass kann in vielen Formen kommen:
In den Erinnerungen an die gemeinsamen Zeiten: das, was damals von Wohlbefinden geprägt war im Leben mit dem geliebten Menschen, kann uns auch heute ein guter Kompass für Wohlbefinden sein: z. B. die Musik und Kultur genießen, etwas Gutes essen, für andere da sein, schöne Rituale.
In den liebevollen Worten von Freunden und Familie: sie geben Sicherheit, Wertschätzung und eine Ausrichtung.
In den kleinen Dingen, die uns an die Schönheit des Lebens erinnern: die Blume auf dem Tisch, der Marienkäfer, der Schmetterling, die einzelne Rose im Garten.
All das kann uns helfen, den Kurs zu finden, auch wenn der Himmel grau erscheint.

Nimm dir Zeit, um innezuhalten und auf deinen inneren Kompass zu hören:
-> Was gibt dir Halt?
--> Was bringt dir Trost?
--> Lass die Erinnerungen lebendig werden und gib dir die Erlaubnis, zu fühlen – sei es Schmerz, Freude oder beides zugleich. Das, was aktuell hoch kommt, möchte gerade jetzt angeschaut und gefühlt werden.

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